Partnerschaft mit Sarepta / Wolgograd

2006 erreichte uns die Frage, ob wir zu einer Partnerschaft mit einer kleinen evangelischen Gemeinde aus Russen und Deutschen in Wolgograd bereit wären. Nachdem wir über die Situation der Gemeinde dort mehr erfahren hatten, fiel die Entscheidung im Ökumenekreis unserer Gemeinde positiv aus. Die einzige Gemeindegründung der Herrnhuter Brüder in Russland, ihre Geschichte, ihr Schicksal und was evangelisch heute dort bedeutet, interessierte uns sehr. Zum anderen rief der Ortsname die schwere russisch-deutsche Vergangenheit in Erinnerung. Denn das heutige Wolgograd ist unter dem Namen Stalingrad in die Geschichte eingegangen. Dort fand die entscheidende Schlacht des 2.Weltkrieges statt, in der auf beiden Seiten zigtausende Soldaten den Tod fanden. Dass eine Anfrage nach Partnerschaft aus dieser Stadt immer auch ein Zeichen bereits erreichter Versöhnung und der ausgestreckten Hand bedeutet, war uns sehr deutlich. Wir meinten deshalb, dass ein Ja zur Partnerschaft auch ein Zeichen des Glaubens sei.

Da wir aber schon über Erfahrungen mit einer Partnergemeinde in London verfügten, wollten wir wissen, welche Erwartungen man in der Wolgograder Gemeinde an uns hegte. Die Antwort blieb aus, dafür bekamen wir 2007 Besuch vom Gemeindechor aus Wolgograd, der uns allen unvergessen ist. Eigentlich gab es nämlich keine konkreten Erwartungen über ein gegenseitiges Sich-Wahrnehmen hinaus. Im selben Jahr kam im Rahmen eines Seminars des Berliner Missionswerkes der Partnerpfarrer, Propst Oleg Stuhlberg, für einige Tage zu uns. Er lief in meiner Arbeit mit, besuchte die verschiedenen Kreise, informierte sich über unsere Arbeit und erzählte von Russland. Ein Gegenbesuch von der Ökumenegruppe in Wolgograd wurde vereinbart und für April 2008 in Aussicht genommen.

Die Besuche hier in Heiligensee und unsere Reise nach Wolgograd haben die Fragen, was uns eine Partnerschaft nutzt und wie wir Partnerschaft führen sollten, besser beantwortet, als jedes Schreiben. Im Wort Partnerschaft ist die Antwort nämlich schon parat. Part bedeutet Teil. In einer Partnerschaft geht es um Teilhaben, Anteilgeben und um die Erkenntnis, selbst nur ein Teil des Ganzen zu sein. Wer dies letzte begreift, versteht, dass uns als Gemeinde immer auch eine Sehnsucht nach dem Ganzen und nach den anderen, mich ergänzenden Teilen erfassen wird. In der Partnerschaft teilt man seine Aufmerksamkeit, versteht sich selbst und den anderen besser und die schönste Erfahrung ist, dass alle Beteiligten ihre besten Seiten ganz unverkrampft und selbstverständlich einbringen. Aus Liebe und Freundlichkeit zum anderen wird jeder selbst besonders liebenswert. Im Weltrat der Kirchen heißt es deshalb: Teilen macht reich. Wir haben dies in unseren Begegnungen sehr dankbar erfahren.

Diesen Text hat noch unser ehemaliger Pfarrer, Herr Dr. Zastrow, verfasst, dem die Partnerschaft mit Sarepta ganz besonders am Herzen lag. [Anm. d. Redaktion]